Aurich lässt seinen Gästen den Vortritt
Aurich - Zum achten Mal in neun Jahren und zum sechsten Mal in Folge holte sich der TSV Kleinglattbach gestern Abend den Fußball-Stadtpokal der Stadt Vaihingen - exakt an der Stelle, an der die sagenhafte Siegesserie einst begann. Das Team von Trainer Klaus Arnold besiegte im Finale in Aurich vor rund 400 Zuschauern den SV Riet mit 1:0 (1:0). Zum zweiten Mal in kurzer Zeit hat der SV Riet dagegen ein wichtiges Finale verloren. Vor Wochenfrist war es das Relegations-Endspiel um den Aufstieg in die Bezirksliga, nun also das Stadtpokalfinale. Dabei war den Rietern anzumerken, dass sie nach dem verpassten Aufstieg unbedingt zeigen wollten, dass sie fußballerisch das Maß aller Dinge im Stadtgebiet sind. Der Ball lief zunächst vorwiegend in Richtung Tobias Linder, der das Kleinglattbacher Gehäuse hütete. Der TSV dagegen versuchte es immer wieder mit hohen weiten Bällen auf seine schnellen Spitzen. Meist kam der Ball postwendend zurück, wenn Riet allerdings das Tempo herausnahm stand der Titelverteidiger sofort bestens gestaffelt und es gab umgekehrt kein Durchkommen. Und das konnte mitunter wieder brenzlig für Riet werden. Denn in der siebten Minute störte der TSV den Aufbau des SVR erfolgreich und plötzlich stand Julian Trostel ganz alleine vor Tobias Rommel, schob den Ball am Schlussmann vorbei, traf jedoch nur den langen Pfosten.
Von diesem Moment an bekam Kleinglattbach das Spiel aber zusehends besser in den Griff. Riet, obwohl anfangs in der Vorwärtsbewegung, war in der ersten Hälfte bestenfalls bei Standardsituationen gefährlich. Tobias Linder war aber stets aufmerksam und klärte viele Situationen, bevor überhaupt Gefahr entstand. Dass seine Vorderleute das Geschehen immer besser in den Griff bekamen, zeigte sich vor allem in der 12. Minute, als André Aisenbrey nach einer schönen Kombination links bis auf die Grundlinie durchging. Er hatte den Kopf oben und sah am Sechzehner Trostel ganz alleine stehen, der kein Problem hatte, die Lederkugel ins offene Tor zu schieben.
Riet wollte den Ausgleich, aber es fehlten die zündenden Ideen. Tobias Linder musste im gesamten Spiel nur ein einziges Mal in höchster Not klären, als zwei Minuten vor dem Ende nach einer missglückten Abwehraktion von Philipp Gutjahr ein Querschläger in Richtung langer Pfosten segelte und Kevin Stotz hochstieg, um einzuköpfen. Ansonsten blieb Riet ziemlich harmlos. Kleinglattbach hatte dagegen die eine oder andere Möglichkeit zu erhöhen, beispielsweise als es in der Nachspielzeit zu einer ähnlichen Situation wie beim 1:0 kam, Trostel nach Hereingabe von Aisenbrey unter Bedrängnis den Ball direkt nehmen musste und an Rommel scheiterte.
Nach über fünf Minuten Nachspielzeit rissen dann die Kleinglattbacher verdient die Arme hoch. Sie hatten insgesamt die besseren Chancen. Riet bekam die schnellen Leute wie Hakan Atalay, Jonathan Kreiss oder vor allem André Aisenbrey nie richtig in den Griff und erspielte sich selbst keine einzige nennenswerte Chance.
Für Kleinglattbachs Trainer Klaus Arnold war es nicht der erste Stadtpokalgewinn. Als Spieler des VfB Vaihingen hatte er nicht nur einmal den Wanderpokal in der Hand und nun auch als Trainer. Dabei wusste er beinahe nicht, wie ihm geschieht. „Nach diesem Saisonverlauf hätte ich nicht unbedingt mit der Titelverteidigung gerechnet. Aber wenn es um den Stadtpokal geht, sind die Jungs absolut verrückt", sagte er. So richtig wusste der ohnehin eher stille ehemalige Verteidiger gar nicht, was er mit seinen Gefühlen machen soll. Das drückte er dann mit seiner ganz eigenen Antwort auf die Frage aus, was denn schöner sei, als Spieler oder als Trainer zu gewinnen: „Wahrscheinlich als Spieler. Als Trainer stehst du eh nur an der Seite und kannst nichts machen."
Enzweihingen treffsicher Dritter
Ob Angst um weitere Ausfälle, akute Unlust oder schlicht und einfach nicht mehr genügend spielfähige Spieler der Hintergrund der Entscheidung waren - das Spiel um den dritten Platz beim 43. Vaihinger Stadtpokal wurde gestern kurzfristig in ein Elfmeterschießen umgewandelt. Sowohl der VfB Vaihingen als auch der TSV Enzweihingen machten geltend, nach den harten und kraftraubenden Spielen im Lauf des Wochenendes keine komplette Mannschaft mehr aufs Feld bringen zu können. Am Ende hatte Enzweihingen gut Lachen, denn ein gehaltener Strafstoß entschied den Kick mit 5:3 zugunsten des TSV.
Fabrizio di Secli war der Unglücksrabe des Abends. Ausgerechnet beim Schuss des VfB-Torwarts hatte sein Enzweihinger Pendant Kim Berberich keine Mühe, den Ball abzuwehren. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Enzweihinger bereits einen Treffer vorgelegt. Weil sie sich in der Folge auch keinen Patzer leisteten, bedeutete dies den Sieg. Da half es den Vaihingern auch nicht, dass Qendrim Emini vor dem Schuss zögerte und Berberich versetzte oder der TSV-Keeper beim Schuss von Rosario Belluardo nur ran kam, den Ball aber nicht entscheidend ablenken konnte. Alle Enzweihinger verwandelten sicher, und so kam der VfB nicht mehr dazwischen. Selbst als der Stadionsprecher vor dem letzten Schützen Yannick Rähmer durchgab: „An dir liegt es jetzt, ob das Spiel gewonnen ist oder ob es Verlängerung gibt." Der Schütze grinste vor sich hin und verwandelte so sicher wie seine vier Teamkollegen zuvor.
Am Rand des Kicks gab es Verständnis dafür, dass nur ein Elfmeterschießen ausgetragen wurde, aber auch Unmut. Denn ausgeschrieben war ein Spiel. Darum sagte OB Gerd Maisch bei der Siegerehrung: „Nach einem spannenden Spiel, das unentschieden ausging... nein, Sie haben es verfolgt." Eigentlich wären die Elfmeter nur statt einer Verlängerung angesagt gewesen.
„Nur eins kann ich auswendig sagen"
Als es darum geht, dem Oberbürgermeister eine Liste vorzubereiten, die alle Platzierungen umfasst und nicht nur die Endspielteilnehmer, weiß Michael Wein in der Turnierleitung beim TSV Aurich spontan die oberste Zeile des Blattes. „Nur eins kann ich auswendig sagen", flaxt er und nennt den eigenen Verein als Letzten. Der OB formuliert es bei der Siegerehrung leicht abgewandelt: „Der TSV Aurich war ein freundlicher Gastgeber und hat sich mit dem neunten Platz begnügt."
Dass Aurich in der Gruppenphase ohne Sieg blieb, mag weniger überraschen als der letzte Platz des SV Horrheim in seiner Gruppe. Allerdings hatte er mit Enzweihingen, Vaihingen und Gündelbach auch starke Gegner. Vor allem aus Gündelbach kam Protest, als sich während des laufenden Wettbewerbs herausstellte, dass die im Turnierheft veröffentlichten Spielregeln nicht gelten sollten. Seitens des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV) war kurz vor dem Stadtpokal Post gekommen, in der die Regelung über das Weiterkommen bei Torgleichheit geändert wurden.
In Gruppe A setzten sich erwartungsgemäß der vielfache Stadtpokalsieger Kleinglattbach und der Beinahe-Bezirksligist SV Riet durch. Allerdings endete das direkte Aufeinandertreffen im Gruppenspiel mit einem 1:0-Sieg für den SV Riet. Seine einzige Vorrundenniederlage bezog er beim 1:2 gegen die SGM Roßwag/Mühlhausen. Die hatte ihrerseits das Eröffnungsspiel gegen Kleinglattbach mit 0:4 verloren.
Quelle: Ralph Küppers und Jan Simecek vom 26.06.2017