Festlich und sportlich, originell und kulturell- diese muntere Mixtur prägte den Jubiläumsabend des TSV Aurich. Entsprechend dem noch »jugendlichen« Alter wurde am Mittwochabend eine Geburtstagsparty mit '" Pep und Pfiff arrangiert, bei der auch das Publikum in der Turn- und Festhalle aktiveinbezogen wurde. Der Festabend bildete den Auftakt einer viertägigen Veranstaltungsserie mit Stadtpokalturnier, Turnvorführungen und Trampolin- Luftnummern.
»Die Genehmigung für den Bau des zweiten Sportplatzes liegt jetzt vor«, mit dieser aktuellen Nachricht krönte TSV- Vorsitzender Theo Theis seinen kurzen Rückblick. Zuvor hatte er in der festlichen herausgeputzten Halle rund 200 Gäste begrüßt, darunter Pfarrerin Susanne Thierfelder, Oberbürgermeister Heinz Kälberer, Ortsvorsteher Albrecht Müller, Abordnungen von örtlichen und Nachbar-Vereinen sowie die früheren TSV-Vorsitzenden LieseI Autenrieth, Lutz Erler, Horst Schiefer und Friedrich Schlag.
Aufmunterung und Geschenke
Die Glückwünsche der Bürgerschaft, des Ortsvorstehers, des Gemeinde- und Ortschaftsrats verband OB Kälberer mit. dem Dank an alle, die in den 25 Jahren den Karren beim TSV Aurich gezogen hätten. Am Beispiel der früheren Vorsitzenden Liesel Autenrieth (1981-1986) appellierte Kälberer an die Frauen; verstärkt Verantwortung in Vereinen und im öffentlichen Leben zu übernehmen. Einerseits hätten die Vereine ordentlich Zulauf, andererseits gebe es immer weniger Leute, die Funktionen ausüben. »Der TSV ist aus dem Leben des Dorfes nicht wegzudenken«, diese Quintessenz aus der (übrigens öffentlich gelobten) VKZ- Jubiläumsvorschau sah Pfarrerin Thierfelder belegt durch Ausgleich, Entspannung, Geselligkeit und Förderung von sportlichen Begabungen. Sie wünschte weiterhin Freude an Spiel, Sport und Leistung, aber »wenig Bruddler«. Eine Stoppuhr als praktisches Geschenk wollte sie auch als Wink verstanden wissen, die von Gott geschenkte Zeit gut zu nutzen.
Für die fünf örtlichen Vereine gratulierte Klaus Wittmaier und überreichte je ein Kuvert, ebenso der Vaihinger TVV-Vorsitzende Dietrich Schreek. Da auch OB Kälberer ähnlich spendabel war, kommentierte eine Besucherin: »Da braucht unser Vorsitzender eine Leibwache für den Heimweg«.
Ehrung der Gründungsmitglieder
59 Sportbegeisterte hatten 1967 den TSV gegründet, 49 leben noch und rund die Hälfte war beim Jubiläumsabend anwesend. Der damalige Geburtshelfer und Bürgermeister Hanns Sautter ehrte die Veteranen und bilanzierte: »Wir dürfen uns selbst auf die Schulter klopfen«. Die angehefteten Vereinsehrennadeln gab's zunächst nur als »Vorschuß«, denn die Auslieferung der echten Ehrenzeichen hat sich verzögert. Bekannte Auricher Ansichten, aber auch Fastvergessene Bilder aus der Dorf- und Markungsgeschichte präsentierte Heinz Winkler in einer Dia-Schau. Der Schwerpunkt lag natürlich beim Sport- platz- und Hallenbau sowie besonderen sportlichen Ereignissen- Reizvolle Kontraste prägten die einzelnen Programmblöcke. Da war der gemischte Chor des GV »Eintracht« Aurich (Leitung: Ursula Layher) mit frischen Wanderliedern in Aktion, dann imponierten die Mädels der Jazzgymnastik-Gruppe. Trainerin Margit Hiel bewies mit Musikauswahl und Choreographie, daß sich aktuelle Trends und sportliche Betätigung durchaus verbinden lassen. Die Damen tanzten eine Rap-Formation, mimten Cheerleaders im Fußballer-Dress, agierten im Disco-Sound und kamen letztlich mit. »Stock, Charme und Melone« als Revue- Girls. Neu arrangiert hatte »Smart« den Evergreen »South of the border« in den Tanz-Versionen Slow-Fox, Rumba und Jive. Wolfgang und Daniela Frölich boten eine Turnierreife Leistung, von den immer dichter aufrückenden Zuschauern mit viel Beifall honoriert. Zur Mitternachts-Show rollten dann Räder in den Saal: eine sechs- köpfige Truppe aus Stuttgart-Feuerbach zeigte im Black-Light, was man mit den als Sportgerät fast vergessenen Rhön-Rädern alles anstellen kann. Die akrobatischen und ästhetischen Aktionen hatten in ihrer Dynamik auch Symbolkraft: so schwung- voll will der TSV Aurich auf die runde 50 zusteuern.
Zum dritten Mal nach 1977 und 1980 war der TSV Aurich Ausrichter des Stadtpokalturniers der Fußballer. Eingebunden in das Jubiläumsprogramm (25 Jahre Turn und Sportverein) fanden die Spiele zwischen dem 18. Juni und 21. Juni parallel zu EM in Schweden statt. Der erste Erfolg im Vaihinger Stadtpokal verbuchte dabei der TSV Ensingen. Im Finale wurde der VfB Vaihingen in der Verlängerung mit 1:0 geschlagen. Das Finale war überschattet von der Verletzung des VfB- Spielers Helmut Szemerits, der nach 50 Minuten Spielzeit nach einem Sprung auf den Rücken stürzte. Das Spiel war danach mehre Minuten unterbrochen. Der Rettungshubschrauber landete auf dem Spielfeld. Der Notarzt versorgte den verletzten Spieler.
Nicht allzu lange ist es her, da freute sich jedes Fußballteam, gegen Aurich anzutreten. Zwei Punkte waren einem meist sicher. Man tritt wohl niemanden zu nahe, den damaligen TSV als Kanonenfutter zu bezeichnen. Ein Spiel gegen das Team aus dem Vaihinger Teilort machte Hunger auf mehr und war gut für das Selbstvertrauen – und vor allem fürs Torverhältnis.
Doch 1995 war Schluss damit. Der TSV Aurich mauserte sich zu einer Spitzenmannschaft in der Kreisliga B5. Diesem Aufwärtstrend wurde die Krone aufgesetzt. Über die Relegation schaffte das Team den Aufstieg in die Kreisliga A. In einem dramatischen Entscheidungsspiel wurde der SV Sternenfels im Elfmeterschießen sensationell besiegt. Dieser TSV Aufschwung wurde eng mit zwei Namen verbunden. Trainer Ralf Gittinger und Abteilungsleiter Leo Fleischmann brachten neuen Schwung in die damals sehr angeschlagen Abteilung. Es wurde in Aurich zwei Tage lang durchgefeiert. Genauere Angaben konnten allerdings nicht mehr gemacht werden. Die Erinnerung setzte erst wieder am Maientag ein. Spontan beteiligte sich die Auricher Fußball-Abteilung am Umzug. „Kreisliga A, wir kommen“ war deutlich auf dem mitgeführten Transparent zu lesen.
Als Oberbürgermeister macht man schon was mit. Heutzutage ist es nicht mehr damit getan, seine Amtsgeschäfte vom Schreibtisch aus zu betreiben. Die Leute wollen mehr. Also gut, dachte sich Vaihingens OB Heinz Kälberer und erklärte sich bereit, anlässlich der Trainingsplatzeinweihung beim TSV Aurich per Fallschirm auf dem neuem Geläuf einzuschweben. Beim TSV Aurich geht man ganz eigene Wege. Das wurde bei der Sportplatzeinweihung deutlich. Da war es nicht damit getan, das Frischgesäte Rasenviereck in aller Stille seiner Bestimmung zu übergeben. Mit SDR Sport-Chef Gerhard Maier-Rhön zog TSV-Chef Hans Vogel einen kompetenten Animateur an Land, der gut gelaunt durch das Festprogramm führte. Der Fernsehmann verkürzte den Besuchern das Warten bis Heinz Kälberers großem Auftritt. Immer wieder gingen die Blicken in den fast wolkenlosen Himmel. „Jetzt ischer aus em Flugzeug ghopft“ vermeldet ein mit Fernglas ausgerüsteter Zuschauer. Doch ganz alleine wollte man den OB dann doch nicht auf die lange Reise Richtung Aurich, Sportplatz schicken. Im Doppelpack schwebte Eberhard Gienger auf die jungfräuliche Rasenfläche. „ Ein einmaliges Erlebnis“, der Kurzkommentars des Schultes nach einer zielgenauen Hosenbodenlandung. Ein einmaliges Erlebnis war es auch für die Fußballer des TSV Aurich im Einlagespiel gegen die Amateure vom VfB Stuttgart. Die Anfeuerung eines TSV Fans sofort nach dem Anpfif: „Hebet´s“, konnte nicht lange befolgt werden. Schon nach drei Minuten musste Aurichs Keeper hinter sich greifen. Diese unangenehme Tätigkeit übte Michael Engel in Verlauf der 90 Minuten noch weitere siebzehnmal aus. Robert Ristomanov und Joachim Mauch trafen für die Gastgeber zum 2:18 Endstand. Ein weiter luftiger Höhepunkt war die Verlosung einer Ballonfahrt. Bei der Ziehung der drei Hauptgewinner bewies Ehrenvorsitzender Fritz Schlag ein äußerst glückliches Händchen. Er fischte sein eigenes Los aus der Trommel. Um etwaigen Vermutungen vorzubeugen schwörten Zeugen der Verlosung: „ Der Fritz hat fei net gspickt“. Den Abschluss der Einweihungszermonie macht ein weiteres Fußballspiel zwischen der AH des TSV Aurich und dem Fernseh-Team FC Sport im Dritten. Auch hier zogen die Gastgeber den kürzeren. Aber das war völlig zweitrangig. Der Gewinner dieser Partie war die Initiative für Herzkranke Kinder (ELHKE), der der Erlös zufloss.