Brandschutz legt Sanierung lahm

Aurich (elf) – Wenn alles wie geplant gelaufen wäre, hätte die Sanierung der Auricher Turn- und Festhalle bereits letzten Monat abgeschlossen werden können. Doch bei der Demontage der Decke im Sanitär- und Eingangsbereich kündigte sich Unheil an. Der Brandschutz in der Halle wäre aufgrund der Deckenkonstruktion nicht mehr gewährleistet gewesen.
Seit September 2009 wird von den Auricher Sportlern Flexibilität gefordert. Da seitdem der komplette Umkleide- und Sanitärbereich saniert wird, müssen sie sich übergangsweise in provisorisch eingerichteten Umkleidekabinen im neuen Geräteraum umziehen. Wer sich nach der körperlichen Ertüchtigung duschen mag, erledigt dies in Containern, die von der Stadt vor der Halle aufgestellt wurden. Nach inzwischen einem knappen halben Jahr mehren sich die Unmutsäußerungen aus den Reihen der Sportler des TSV Aurich über die Notlösung. „Ich kann das voll und ganz verstehen“, sagt Waldemar Mann, Leiter der Hochbauabteilung im Liegenschafts- und Gebäudewirtschaftsamt der Stadt Vaihingen, der diese Woche gemeinsam mit Architekt Michael Kirchner die Auricher Ortsvorsteherin Helga Eberle über den Stand der Dinge informierte. Rückblende: In der ersten Sanierungsphase wurde 2008 die Hallendecke erneuert. Es gab eine neue Glasfront, eine Oberlichtwand aus Glas, eine neue Lautsprecheranlage, eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage sowie einen Geräteraum-Anbau. Insgesamt 240000 Euro hat diese Maßnahme gekostet. Im zweiten Sanierungsabschnitt, der im vergangenen September begann, hat sich die Stadtverwaltung den Umkleide- und Sanitärbereich vorgenommen. Von den insgesamt veranschlagten 250000 Euro verschlingt alleine die neue Brauchwasseranlage 100000 Euro. Die neue Anlage beinhaltet ein komplett neues Rohrsystem, das der neuen Trinkwasserverordnung entsprechen muss. Damit soll verhindert werden, dass sich in den Wasserrohren Keime bilden. Außerdem muss die Anlage derart konzipiert sein, dass Wasser nicht länger als acht Stunden in den Leitungen steht. Dies wird in der Hauptsache durch eine eingebaute Automatik erreicht, die dafür sorgt, dass die Duschen täglich mit 70 Grad heißem Wasser durchgespült werden. Bewegungsmelder sorgen dafür, dass das Reinigungspersonal beim Säubern des Duschbereichs nicht von einem heißen Guss überrascht wird. Solange sich jemand im Duschbereich aufhält, schaltet sich die Automatik ab. Im Januar – so war es geplant – sollte die gesamte Sanierungsmaßnahme abgeschlossen sein. Als sich die Handwerker an die Demontage der Decke im Eingangsbereich der Halle, im Umkleidebereich sowie im Regieraum machten, entdeckten sie dort brennbare Bauteile. Außerdem gibt es in der Deckenkonstruktion nirgends einen rauchdichten Abschluss, so dass sich im Brandfall der Rauch schnell im gesamten Gebäude verteilen würde. Dies betrifft auch den Rettungsweg, der rauchfrei und brandsicher sein muss.
Nun sollen mehrere voneinander getrennte Brandabschnitte verhindern, dass sich der Rauch und das Feuer schnell breit machen können. So wäre es denkbar, die Halle und den Geräteraum in einen Brandabschnitt einzuteilen; die beiden anderen Abschnitte wären der Sanitärbereich und der Fluchtweg. Um eine genehmigungsfähige Brandschutzkonzeption auszuarbeiten, die den aktuellen baurechtlichen Vorgaben entspricht, hat die Vaihinger Stadtverwaltung umgehend das Fachbüro Veritas beauftragt.
„Wir müssen versuchen, eine vernünftige Anzahl von Hallenbesuchern in Verbindung mit einer ausreichenden Menge an Rettungswegen zu realisieren“, sagte Waldemar Mann. Die einfachste Lösung wäre die Herabsetzung der Besucherzahl auf ein Minimum von etwa 250. Doch dann könnte die Turn- und Festhalle lediglich noch als Sporthalle genutzt werden. Undenkbar, wie auch Ortsvorsteherin Helga Eberle findet. „Das käme höchstens als letzte Notlösung in Betracht“, sagte Eberle. Dies sieht man auch bei der Stadtverwaltung so, zumal in der Auricher Halle immer wieder Veranstaltungen stattfinden – zuletzt die Schneggafasnet.
Der Leiter der Hochbauabteilung erwartet jetzt täglich das Brandschutzkonzept. Erst wenn dieses vorliegt, können die notwendigen Arbeiten geplant und vergeben werden. Vorher können keine Angaben darüber gemacht werden, wann die Duschen wieder ordentlich genutzt werden können. Also müssen sich die Sportler wohl oder übel noch gedulden und fürs Erste weiterhin im Container duschen.

Quelle: Frank Elsässer

Quelle: vom 21.02.2010