Auricher Pedalritter erkunden die Bundeshauptstadt

Die MiBs waren mal wieder auf großer Radtour. In diesem Jahr hatten sie sich die Radler des TSV Aurich wieder ein ambitioniertes Ziel ausgesucht. Gesamtstrecke: 930 Kilometer. Reine Fahrzeit: 52 Stunden. Die erste Etappe führte sie nach Möckmühl, es folgten Rothenburg ob der Tauber, Bamberg, Kronach, Rudolstadt, Naumburg, Bitterfeld, Wörlitz, Beelitz und schließlich das große Ziel: Berlin.

Aurich/Berlin (p). Doch bis die muntere Truppe die Bundeshauptstadt erreichte, gab es viel zu sehen. Zum Auftakt der Tour fuhren zunächst neun Auricher nach Horrheim, wo vier weitere Radler dazustießen. Nun war die Gruppe aus drei Frauen und neun Männer vollends startklar. Durch das Neckar- und das Jagsttal erreichten die Radler Möckmühl.

Nach der langen, knackigen Steigung aus dem Tal nach Langenburg war eine längere Rast fällig. In Rothenburg ob der Tauber erlebten sie die mittelalterliche Stadt voll von Touristen. Die nächste Etappe führte sie nach Bamberg. Die Strecke durch das Altmühltal und dann durch das Aischtal war landschaftlich sehr anschaulich und durchgehend flach. Zwei Tage verbrachten sie in Bamberg. „Eine sehenswerte Stadt an den Flüssen Regnitz und Main und an den Main-Donau-Kanal angebunden", berichten die Radler. Sie absolvierten eine Stadtrundfahrt in einem Oldtimerbus und eine Schiffstour.

Leider musste in Bamberg ein Teilnehmer die Radtour aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Die Etappe nach Kronach war hingegen problemlos. Der Streckenabschnitt von Bayern nach Thüringen, genauer gesagt nach Rudolstadt, war hingegen der schwierigste, da es keinen durchgängigen Radweg gibt. „Wir mussten über mindestens zwölf Kilometer auf der Bundesstraße 85 fahren. Auch musste ein großer Höhenunterschied von fast 400 Metern überwunden werden. Oben angekommen hatten wir nur noch 17 Grad Celsius plus", berichten die MiBs. Danach folgte eine lange Abfahrt in das Saaletal von 660 Metern hinab auf 230 Meter. Dann wurde erst einmal die thüringische Küche genossen. Nächstes Ziel: Naumburg. „Die Strecke an der Saale entlang war landschaftlich sehr anschaulich, fuhren wir doch durch das Weinbaugebiet Saale-Unstrut. Im einem Weinlokal machten wir Rast. Der Besitzer ist ein ausgewanderter Württemberger aus dem Raum Heilbronn", erzählen die Radler. Auch stand eine Schnapsverkostung in einem Naumburger Felsenkeller auf dem Programm.

Die Strecke nach Bitterfeld fuhren die MiBs zunächst über den Saale-Radweg bis Halle. In dieser Phase hatte einer der Teilnehmer den ersten Plattfuß zu beklagen, ein weiterer touchierte einen Sperrpfosten, kam aber mit dem Schrecken und einer Oberschenkelprellung glimpflich davon und hielt weiter wacker durch.

Die Etappe nach Wörlitz war hingegen „eine Kuscheltour" von „nur 50 Kilometern". Dort besuchten die TSVler auch Ferropolis, ein Museum und Veranstaltungsort nahe Gräfenhainichen und östlich von Dessau auf einer Halbinsel in einem ehemaligen Tagebaugebiet gelegen. Durch das breite Elbtal fuhren die Radler am nächsten Tag zunächst nach Wittenberg, wo die Feierlichkeiten anlässlich Luthers Hochzeit anstanden. Eine Musikkapelle aus Bretten war auch anwesend, weil Bretten die Partnerstadt von Wittenberg ist. Weiter ging es über den Europa-Radweg R1 nach Beelitz. Auf der Burg Rabenstein kurz vor Beelitz wurde länger gerastet. Die letzte Etappe nach Berlin führte weiter auf dem Radweg R1 durch den Fläming, einem sanften Bergrücken mit großen Waldgebieten.

Vorbei am Templiner See, Werder und Potsdam kamen die Auricher bei Glienicke an die Havel und an den Wannsee, passierten unterwegs die für den Agentenaustauch im Kalten Krieg berühmte Glienicker Brücke, das Strandbad Wannsee und den Grunewaldturm. Ab Pichelsberg führte die Strecke „über die endlos langen Straßen" bis zum Brandenburger Tor. Kurz nach dem großen Stern mit der Siegessäule war das Ziel erreicht. Dort erwartete sie der Ex-Auricher Matthias, ausgewandert im Jahr 1980, und Siggi Breiers Tochter Simone, die seit drei Jahren in Berlin lebt. Über das Büro des Ludwigsburger Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger war eine Führung durch den Reichstag und den Plenarsaal mit anschließender die Begehung der Kuppel organisiert worden.

Am nächsten Tag standen unter Führung des Ex-Aurichers Matthias das Brandenburger Tor, das Kanzleramt, Schloss Bellevue, die Alte Kongresshalle und das Holocaust-Mahnmal auf dem Programm. Per U-Bahn ging es auch zum Wittenberg-Platz in das erlesene KaDeWe. Das Olympiastadion samt Umkleide-, Mannschafts-, Gastronomie- und Presseräumen erkundeten die Schwaben auch. Letzter Programmpunkt dieses Tages war eine Fahrt mit der BVG-Fähre nach Kladow an der Havel zum Großen Wannsee. Anderntags führte Erika Hausmann, die früher in Aurich wohnte und 1970 „auswanderte", ihre „Landsleute" unter anderem zum Alexanderplatz, zum Roten Rathaus und auf die Museumsinsel. Zudem stand eine Spreefahrt an. Sehenswürdigkeiten wie die Oberbaumbrücke, Checkpoint Charlie, Gendarmenmarkt sowie Deutscher und Französischer Dom und zum Abschluss der Potsdamer Platz durften nicht fehlen.

Am letzten Tag ging es dann beispielsweise noch zum Brandenburger Tor, zum Bundestagsgebäude und zum Kanzleramt, zum Neuen Schloss (mit Humboldt-Forum) und zur Bernauer Straße (Gedenkstätte der Berliner Mauer) sowie zum Schluss nach Köpenick mit Museumsbesuch. Den Rücktransport der Räder übernahmen zwei Auricher mit einem angemieteten Kleinlaster. Die anderen fuhren mit der Deutschen Bahn nach Vaihingen, wo nun positive Bilanz gezogen wurde: Kein einziger Regentag, und nur zwei platte Reifen sowie ein defekter Akku, der ausgetauscht wurde.

Drei der Teilnehmer waren die Tour mit herkömmlichen Rädern gefahren, also ohne elektromotorische Unterstützung. Eine Tour also, die allen aufgrund der nachhaltigen Eindrücke noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Quelle: Siegfried Breier vom 12.07.2018